Raumfragen und Nachhaltigkeit mit Kreativität und Kunst begegnen
Ausstellungsbesuche im Fach Geographie in der Kunsthalle Mannheim 2022/23
Raumfragen werden von der Antike bis in die Gegenwart in der künstlerischen und kreativen Auseinandersetzung thematisiert und zur Diskussion stellt. Dabei bestimmen Synergieeffekte von Geographie und Kunst zahlreiche Kollaborationen zwischen Künstlern und Geographen. Dies wird in der Architektur, in der Gesteinsauswahl von Skulpturen und in vom Raum und Regionen inspirierten Stilkorrelationen sichtbar. Zugleich sind Landschaften immer auch geographische Räume, die in ihrer künstlerischen Darstellung nicht nur kartografische, umweltbezogene oder meteorologische Zusammenhänge, sondern auch aktuelle gesellschaftspolitisch drängende Fragestellungen wie solche des Klimawandels, der Nachhaltigkeit und der Raumentwicklung artikulieren können.
Aus fachdidaktischer Perspektive entstehen hierbei Potentiale durch vielschichtige thematische Parallelen, die die kritische und kreative Auseinandersetzung mit Raumfragen fördern und über konventionelle Wege zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen hinausgehen.
Von diesem Ansatz inspiriert besuchten Geographie-Kurse und Klassen am Karl-Friedrich-Gymnasium drei Ausstellungen in der in unmittelbarer Nachbarschaft am Wasserturm gelegenen Kunsthalle Mannheim, die in unterschiedlichen Ausstellungen zahlreiche Kunstwerke zur Auseinandersetzung und Diskussion boten.
Leitung, Text und Fotos: Margarita Lucia Kick
Ausstellung „1,5 Grad. Verflechtungen von Leben, Kosmos und Technik“:
Besuch mit dem Basisfach Geographie der Kursstufe und der Klassen 11 und 7
Ein leuchtender Turm gebaut aus alten Küchen- und Elektrogeräten mit einer Sound-Installation oder eine aus Plastikmüll entstandene Insel, die real zu sehen ist und deren Entstehung mit einem Dokumentarfilm verfolgt werden kann. Über die künstlerischen Projekte hinaus wurden dabei Diskussionen in Bezug auf einen kreativen und innovativen Umgang mit Müll und Elektroschrott angeregt. Um auf die Bedrohung der Ökosysteme der Korallen durch die Erwärmung und Versauerung der Meere aufmerksam zu machen, faszinierte die Gemeinschaftsarbeit der beiden Australierinnen Margaret und Christine Wertheim, die gemeinsam mit mehr als viertausend anderen Klimaaktivistinnen ein buntes Korallenriff durch ihre Häkelarbeiten erschaffen haben.
Ausstellung „Contested Landscapes“
Besuch mit dem Leistungs- und Basisfach Geographie der Kursstufe
Ökologische Herausforderungen und deren Folgen werden für den Erhalt unseres Planeten immer existentieller. Der öffentliche Diskurs darüber geschieht nicht nur in der Politik, sondern auch in Form von zeitgenössischen, künstlerischen Projekten. Die Ausstellung „Contested Landscapes“ befasst sich mit den kapitalistischen Bestrebungen des Menschen, den Planeten Erde zu seinem eignen Vorteil auszubeuten. Zur Auseinandersetzung mit verschiedenen Raumbeispielen regten unter anderem Fotographien zur Bedeutung der Seidenstraße für den Warentransport, kulturelle Veränderungen aus dem ecuadorianischen Amazonasgebiet und die Folgen von Abfallwirtschaft und Mineralienabbau an. Auf Begeisterung und Betroffenheit zugleich traf das Alpenschutzprojekt „Eagle Wings - Protecting the Alps“, welches auf die Gefährdung der Alpenregionen durch den Klimawandel aufmerksam macht.
Ausstellung URBAN NATURE von Rimini Protokoll:
Besuch mit dem Basisfach Geographie der Kursstufe
Aktuell lebt über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Die Ausstellung URBAN NATURE greift diese räumliche Herausforderung auf und beleuchtet sie insbesondere aus verschiedenen ökonomischen Perspektiven. In dem zeitgenössischen und internationalen Kunst- und Theaterprojekt verwandelte sich der Ausstellungsraum der Kunsthalle in eine begehbare Installation. Schülerinnen und Schüler bewegten sich teils mit Tablets und Kopfhörern ausgestattet in unterschiedlichen Rollen durch die aufgebauten Szenarien einer Großstadt. Dabei wechselten sie die Perspektive und betrachteten die Stadt unter anderem aus den Augen einer Anlageberaterin, eines Gefängniswärters, eines Kindes oder einer jungen Frau, die auf der Straße lebt und erlebten so mit allen Sinnen multimedial und interaktiv unterschiedliche Herausforderungen urbaner Räume, was insbesondere zur Reflexion in Bezug auf die sozialen Herausforderungen anregte.